Jebel Toubkal
Der Jebel Toubkal ist der höchste Berg des Hohen Atlas, Marokkos und gar ganz Nordafrikas. Diese «Superlative» in Verbindung mit der leichten Erreichbarkeit von Marrakesch und der geringen Schwierigkeit der Besteigung führen zu einem grossen Andrang von Wanderern und Bergsteigern aus aller Welt. Achtung, seit 2019 gibt es «aus Sicherheitsgründen» eine Guidepflicht, beim Eintritt in den Toubkal-Nationalpark wird kontrolliert, ob man einen lokalen Guide dabeihat! Den Führer kann man spontan vor Ort in Imlil oder im Voraus über eine der zahlreichen Agenturen buchen. Ein bisschen über den Preis verhandeln schadet nicht, für das «Gesamtpaket» für eine private 2-Tagestour sollte man mit um die 150 € pro Person rechnen. Im Paket inbegriffen ist der Transport von Marrakesch nach Imlil und zurück, die Hüttenplätze, der Gepäcktransport mit Maultieren zur Hütte und die Mahlzeiten (das Essen wird meistens vom Maultiertreiber zubereitet und nicht von der Hüttenbelegschaft).
In der Regel wird der Toubkal als 2- oder 3-Tagestour von Imlil mit Übernachtung in einer der drei Toubkalhütten (oder im Sommer im Zelt) gemacht. Für die 2 Tagesvariante ist eine gute Kondition erforderlich, da beim Abstieg dann 16 km und 2400 Höhenmeter Abstieg zusammenkommen. Neben dem einfachen Normalweg (T2), gibt es die Möglichkeit, eine Rundtour mit Abstieg über den Nordgrat zu machen. Dieser Weg ist etwas anspruchsvoller (T3). Bei der Runde kann man optional noch die Nebengipfel Imouzzer und den Gipfel mit dem Flugzeugmotor besteigen, ein Überbleibsel eines Flugzeugunglücks im Jahr 1969.
Die besten Jahreszeiten für eine Wanderung auf den Toubkal sind Frühling (Mai, Juni) und Herbst (September, Oktober). Im Sommer ist der Besucherandrang noch grösser. In den Wintermonaten kann Schnee die Besteigung zu Fuss erschweren, bei viel Schnee wird der Gipfel mit Ski bestiegen,
Tag 1: Imlil – Refuge du Toubkal (12 km, 1400 Hm, ca. 5 h)
In Imlil geht es zunächst durch grünen Laubwald das Dorf aufwärts, vorbei an einem Wasserfall, ein beliebtes Ausflugsziel, und dann hoch in das Dorf Aroumd. Bis dorthin könnte man auch mit dem Auto fahren und eine Stunde sparen, aber die Guides wollen einen die schöne Wegstrecke nicht verpassen lassen. Nach Aroumd geht es über ein Schotterfeld und letzte Obstplantagen in den Toubkal-Nationalpark hinein. Kurz hinter dem Nationalparkeingang befindet sich eine Kontrollstation, wo man die Pässe zeigen muss und sichergestellt wird, dass man einen Guide dabeihat. Dahinter geht es durch Zypressen talaufwärts, der Weg ist gut ausgebaut und nach 2 Stunden ist die Häuseransammlung Sidi Chamarouch erreicht, wo in der Regel Mittag gegessen wird. Viele Marokkaner kommen für einen Tagesausflug dorthin, um an den Wasserfällen zu sitzen. Nach der Siedlung wechselt der Weg die Hangseite, nun geht es immer rechterhand des Flusses bergauf. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Häuschen, wo man Erfrischungen kaufen könnte. Nach ca. 5 Stunden sind die burgähnlich aussehenden Hütten erreicht.
Tag 2: Jebel Toubkal – Refuge du Toubkal (9 km, 1070 Hm, ca. 6 h)
Insofern man nach der Tour nicht wieder auf der Hütte übernachtet, wird zwischen 3 und 4 Uhr morgens gestartet. Ansonsten bricht man bei Sonnenaufgang auf, was die Tour angenehmer macht. Oberhalb des Refuge du Toubkal wird der Fluss Oued Rheraya auf einem Steg überquert, auf der anderen Uferseite gibt es eine kurze Kletterstelle zu meistern. Danach führt ein breiter Weg diagonal einen Schutthang hinauf in das Tal zwischen Toubkal West und Hauptgipfel. Dort geht die Hangneigung etwas zurück. Man bleibt besser auf der linken Wegspur, die rechte ist steinschlaggefährdet. Am Pass zwischen dem Toubkal West und dem Jebel Toubkal, der Tizi n’Toubkal, machen die meisten Pause, bevor die letzten 200 Höhenmeter in Angriff genommen werden. Über den Südgrat bzw. etwas unterhalb des Grates gelangt man auf das weite Gipfelplateau.
Der Abstieg über den Nordgrat ist etwas anspruchsvoller (T3), man muss in steilem Schotter sicher treten können. Unter dem Nordgrat gelangt man auf ein Hochplateau, von diesem aus lassen sich noch zwei Gipfel besteigen: Den Imouzzer erreicht man in leichter Kraxelei (I), wobei der höchste Punkt durch einen tiefen Spalt vom Vorgipfel abgetrennt ist und nicht bestiegen wird. Ein weiterer Gegenanstieg führt auf den «Flugzeugmotorgipfel». Vor 40 Jahren kollidierte dort ein Frachtflugzeug, der Motor blieb hängen, während sich die restlichen Teile über den Hang darunter verteilt haben. Beim Abstieg durch das Tal stösst man immer wieder auf Teile des Flugzeugs. Am Talausgang wird es kurzzeitig steiler, es gibt aber einen guten Serpentinenweg. Von diesem Weg zweigt ein Querpfad zu den Toubkal-Hütten ab, somit ist fast kein Gegenanstieg notwendig. Muss man nicht zurück zu den Hütten, kann man direkt die Abkürzung zum Weg nach Imlil nehmen.