Gspaltenhorn
Das Gspaltenhorn ist eine breite Kalkpyramide, dessen imposante Grattürme dem Berg ein zerklüftetes Aussehen verleihen und ihm daher den Namen Gspaltenhorn, also gespaltenes Horn, einbrachten. Trotz dieser Erscheinung ist der Fels am Grat erstaunlich fest und eine Freude für schwindelfreie Kletterer. Der Normalweg, auch genannt Leiterngrat (NW-Grat) wurde 2018 mit zahlreichen Hilfsmitteln ausgerüstet. Sicherungsstangen, Bohrhaken, Abseilstellen und Fixseile ermöglichen eine fast durchgehende Absicherung des ausgesetzten Grates. Da die Tour mit 1000 Hm Aufstieg recht kurz ist und der Gipfel mit 3436 m keine lange Akklimatisierungsphase verlangt, ist der Gipfel ein beliebtes, aber wegen der Schwierigkeit doch selten überlaufenes Tourenziel. Das Gspaltenhorn eignet sich auch gut als Eingehtour für schwierigere Unternehmungen. Bei Schnee- und eisfreien Verhältnissen können Pickel und Steigeisen zuhause bleiben, was den Kletterspass umso mehr steigert.
Ich kann das Gspaltenhorn jedem weiterempfehlen, der mal eine ZS- Tour ausprobieren möchte, denn der Gipfel ist nicht so hoch, dass man Probleme mit der Höhe bekommt und die Tour ist mit 1000 Hm Aufstieg von der Hütte eher kurz, wovon nur die letzten 200 Hm Kletterei sind.
Zustieg Gspaltenhornhütte (T3, 2:30 h)
Obwohl die Berge nach den Regenschauern wolkenverhangen waren, war der Zustieg nicht so langweilig: Der grüne Talkessel der Gamchi Alp, die Querung unter den tropfenden Felsstufe (Regenschirme stehen bereit!) und der Tiefblick in die tief eingeschnittene Gletscherschlucht sowie zahlreiche schwarze Salamander auf dem Weg sorgten für Abwechslung. Der Gamchigletscher ist leider nur noch ein trauriger Rest, so nahmen wir den Direktweg zur Hütte und nicht den Moränenweg…
Bis zur Gamchi Alp führt übrigens ein Fahrweg, das könnte man auch mit dem MTB machen.
Gspaltenhornhütte – Büttlassasattel (1:15 – 1:30 h)
Von der Gspaltenhornhütte wenige Meter auf dem Wanderweg bergab zum Wegweiser Büttlassasattel / Gspaltenhorn (alpin). Alte blau-weisse Markierungen führen zum Abzweig Wildistein. Wir folgen der Wegspur bei der Aufschrift auf einem Stein mit der Aufschrift «Sattel». Vereinzelte weisse Striche und Steinmännchen leiten den Geröllhang hinauf Richtung Büttlassa-Südwand. Die Wegspur führt nun direkt an der Felswand entlang zum Büttlassasattel. Nach oben hin wird die Spur immer steiler und undeutlicher. Bei Altschnee sind für den Zustieg zum Büttlassasattel unbedingt Pickel und Steigeisen notwendig (Hangneigung 40°)!
Büttlassasattel – Gipfel (ca. 3 h)
Vom Bütlassasattel führt eine deutlichere Wegspur den Geröllhang hinauf zum Beginn des Leiterngrates. Am Fuss der Felsstufen kann man die Stöcke deponieren und sich anseilen. Wechselnd auf Felsstufen (I) und Geröllbändern geht es hoch zu P. 3223, von wo man erstmals den ganzen Gipfelgrat einsehen kann. Spätestens hier sollte man sich anseilen, denn nun beginnen die Schwierigkeiten: Man verlässt P. 3223 über ein Schuttband links und stiegt dann ab zum «Messer», dessen scharfe Felskante linksseitig umgangen wird. Am Ende des Messers befindet sich ein Bohrhaken. Von einer engen Scharte kraxelt man hoch zu einem Felskopf mit Sicherungsstange. Von dort klettert man ab zu der Sicherungsstange oberhalb des Riss-Kamins. Hier kann man entweder abseilen oder abklettern. Es gibt eine Abseilstelle und 4 Bohrhaken im Kamin. Den Ausstieg auf einen breiten Schuttsattel erleichtert ein dickes Fixseil. Auf Felsplatten (1 Bohrhaken) und Geröll geht es weiter zum Felsenfenster. Ab dort erleichtert ein Drahtkabel und Sicherungsstangen den Aufstieg über glatte Felsplatten. Man erreicht einen Zackenturm, von den man in eine Scharte abklettern muss, den sogenannten Bösen Tritt. Von der Scharte klettert man eine kurze glatte Felsstufe mit künstlichem Griff hoch auf den Absatz unterhalb der Felswand mit den beiden dicken Fixseilen. An der Wand befindet sich ein Standplatz. Das untere Fixseil führt auf eine Felsschulter, wo sich ein Stand zum Nachsichern und Abseilen befindet. Von dort geht es auf kleinen Tritten entlang des zweiten Fixseils weiter (III ohne Seil). Nach der steilen Felsstufe geht es etwas weniger schwierig (I) aber mit etwas losem Geröll auf dem Grat weiter zum Gipfel. Alle 25 – 30 m gibt es Sicherungsstangen.
Abstieg (3 – 5 h)
Geübte Kletterer können den Grat komplett abklettern. Vor allem im oberen Teil empfiehlt sich die Nutzung der Sicherungsstangen, da einiges loses Geröll zwischen den Felsen liegt. Die Wand mit den Fixseilen kann man mit einem 50 m Seil in zwei Teilen abseilen (40 m reichen nicht!). In der Mitte gibt es einen guten Standplatz. Die Kletterei nach dem Bösen Tritt auf den Zackenturm und durch den Riss-Kamin sind im Aufstieg dann einfacher als im Abstieg. Insgesamt sollte man damit rechnen, dass der Abstieg zu P. 3223 genauso viel Zeit in Anspruch nimmt wie der Aufstieg!