Dom
Tag 1: Zustieg Randa – Domhütte (T4, 1500 Hm, 3.5 h)
Keine Seilbahn erleichtert den Zustieg zur Domhütte, die 1500 Höhenmeter Aufstieg von Randa muss man sich ehrlich verdienen. Dafür kommt man hier im Gegensatz zu anderen Hochtouren in den Genuss sämtlicher Vegetationszonen: Man beginnt bei den letzten Laubbäumen in Randa, legt 600 Höhenmeter im schönen Lärchenwald zurück, bei der Charles Kuonen Hängebrücke erreicht man blühende Bergwiesen und oberhalb der Europahütte beginnt der klettersteigartig versicherte Weg durch Felsen zur Domhütte. Etwas demotivierend sind jedoch die Gehzeiten auf den Wegweisern: An der Hängebrücke 2h, beim Abzweig Europahütte 2h15 und beim Beginn des versicherten Wegs 2h30. Eigentlich sollte die Gehzeit mit zunehmender Höhe doch abnehmen?! Achja und wer sich nach dem Aufstieg zur Domhütte denkt, eigentlich waren die 1500 Höhenmeter auf der Höhe schon genug, kleine Motivation: Das habe ich mir auch gedacht und am nächsten Tag habe ich es doch bis auf den Dom geschafft 😉
Tag 2: Dom (WS, 1600 Hm, 6.5 h)
Dass die neu renovierte Domhütte sehr bequeme Zimmer hat, machte es nicht gerade leicht, um 2:15 Uhr aufzustehen. Gegen 3 Uhr verliess die Stirnlampenprozession die Hütte. Immerhin beginnt der Weg sehr bequem mit einer guten Spur die Moräne hinauf. Die Spur wird nach oben hin immer undeutlicher, dafür gibt es viele Steinmännchen. Nach ca. einer Stunde stiegen wir oberhalb der Séraczone auf den Festigletscher und folgten den Lichtern zum Festijoch. Die Suche nach dem Einstieg in die Wand (Reflektor) erübrigte sich, denn es staute sich bereits. Eine grosse Gruppe sicherte im Nachstieg und manche mühten sich unsinnigerweise mit Steigeisen ab. Nach einer halben Stunde Warten kamen wir dran und erstiegen das Wändchen am kurzen Seil. Die kurze Stelle 3a kommt schon ziemlich am Anfang. Nach oben hin wird die Kletterei leichter, aber man muss aufpassen, da sehr viel Gebrösel auf den Steinen rumliegt. Vom Festijoch muss man dank Gletscherschwund nun 60 Höhenmeter absteigen. Freundlicherweise hat man an den Felsen am Grat ein Fixseil montiert, dass die ersten steilen Höhenmeter hinunterhilft (wenn es eisig ist, durchaus hilfreich). Man quert unter dem Gletscherbruch und steigt dann durch eine Spaltenzone (sehr breite Spalten!) auf flacherem Gelände Richtung Lenzjoch auf. Vor dem Joch ändert man die Laufrichtung und steigt die immer steiler werdende Nordflanke auf. Bei uns waren traumhafte Verhältnisse mit einer breiten, flach angelegten Zickzackspur, sodass sich die Flanke irgendwie gar nicht steil anfühlte. Lediglich der kurze Grat zwischen P. 4479 und dem Gipfel war etwas heikel, da das Eis schon hervorkam. Bergführer hatten dort aber schon super Arbeit mit breiten Stufen gemacht. Nach 6,5 Stunden hatten wir endlich den Gipfel erreicht und waren damit die vorletzte Gruppe – in der Hütte waren an dem Tag anscheinend nur Konditionsbolzen (die «Normzeit» laut SAC ist 6-7 h)!
Abstieg (3100 Hm, 7.5 h)
Der Hobärggletscher war schnell abgestiegen, der Gegenanstieg zum Festjoch ging in die Beine. Steinschlag vom Festigrat liess noch einmal die letzten Reserven mobilisieren. Achtung, hier kommen echt grosse Brocken runter! Das Wändchen seilten wir ab, das viele Gebrösel auf den Felsstufen und die Tatsache, dass sich dort letzte Woche ein tödlicher Absturz ereignet hat, liess uns vorsichtig sein. Die Abseilstellen (Maillons) sind so eingerichtet, dass man mit einem 40 m Seil in 4-mal abseilen runterkommt (also 20 m Abstände). Die Abseilstellen sind jedoch sehr schwierig zu finden, sodass wir mit Suchen fast eine Stunde brauchten.
Der Festigletscher ist, wie wir erst mit Licht bemerkten, ein richtiges Spaltenlabyrinth und am Nachmittag mit den weich werdenden Spaltenbrücken nicht mehr ganz zu vertrauen. Keine Ahnung, wie man da später in der Saison noch durchkommt. Nach kurzer Erholungspause auf der Domhütte ging es an den langen Abstieg nach Randa (offizielle Gehzeit laut Wegweiser 2h15). Beim Rückweg nahmen wir den Weg über die Hängebrücke, obwohl er etwas länger ist. Aber wenn man schon mal da ist, muss man die längste Hängebrücke der Welt gemacht haben! Ausserdem ist der Weg etwas flacher, was den Knien nicht schadet 😉