Bergfexin

Chimborazo

mountaineering

WS II

6263 m

9 km

1450 Hm

2 Tage

Refugio Carrell

Der Chimborazo ist wegen seiner Nähe zum Äquator der sonnennächsten Erdpunkt bzw. der Punkt mit der grössten Entfernung vom Erdmittelpunkt und damit ein begehrtes Lebensziel für ambitionierte Gipfelsammler. Im Gegensatz zum Mount Everest muss man für den Chimborazo weder reich noch ein guter Kletterer sein. Sicheres Gehen mit Steigeisen, gute Akklimatisierung, günstiges Wetter und ein starker Durchhaltewillen sind die Voraussetzungen zum Gipfelerfolg. Die Erfolgschancen sind in den letzten beiden Jahren gestiegen, da sich mit dem Campamento Arista nun die Möglichkeit eröffnet, 500 Höhenmeter Aufstieg bzw. knapp 2 Stunden Gehzeit einzusparen. Die neue Route verläuft nicht mehr durch den steinschlaggefährdeten El Corredor, sondern über den Arista de El Castillo (Castillograt), auf dem sich auch das High Camp befindet. Nach dem Grat geht es über den durchschnittlich 35° steilen Gletscher zum Veintimilla Gipfel und wenn die Zeit noch ausreicht weiter zum Hauptgipfel. In der Regel startet man die Tour gegen Mitternacht und erlebt den Sonnenaufgang am Gipfel – ein einmaliges Erlebnis, das allerdings 6 Stunden Aufstieg in völliger Dunkelheit mit sich bringt, was den Durchhaltewillen zusätzlich fordert.

Akklimatisierungstouren zu den Agujas de Whymper und zum High Camp
Drei Tage vor dem geplanten Gipfeltag machten wir einen Ausflug zu den 5300 m hohen Agujas de Whymper. Zu den Basaltnadeln gibt es zwei «Wanderwege», wobei der Direktweg wohl eine inoffizielle Abkürzung ist. Auf die vordere der Nadeln kann man sogar recht einfach klettern (II). Nach der Tour verbrachten wir eine Nacht im Refugio Carell auf 4800 m. Das Refugio ist im Vergleich mit anderen ziemlich komfortabel und hat Toiletten mit Waschbecken und fliessend Wasser. Am nächsten Morgen stiegen wir zum High Camp auf, um schon mal ein paar Sachen hochzubringen. Zur Erholung vor dem Gipfelsturm verbrachten wir aber nochmal eine Nacht «unten», in der Chakana Lodge auf 3800 m. Bevor wir wieder zum Refugio Carell hochfuhren, um erneut ins High Camp aufzusteigen, machten wir noch einen Spaziergang zu der wunderschönen Schlucht unterhalb der Lodge. Man könnte sogar in die Schlucht absteigen, um den Wasserfall «La Chorrera» aus nächster Nähe anzuschauen, was wir aber nicht taten, um Kräfte zu sparen. Es gäbe jedenfalls einen gesicherten Weg in die Schlucht. An den Felsen kann übrigens auch geklettert werden.

Zustieg zum Campamento Arista (500 Hm, 1:30-2 h)
Vom Chimborazo-Besucherzentrum, wo das Permit kontrolliert wird, kann man mit einem Geländewagen auf einer guten Sandpiste bis vor die Haustür des Refugio Carell auf 4800 m fahren. Von der Hütte erreicht man das High Camp auf 5300 m ohne technische Schwierigkeiten (T2) in ca. 2 Stunden. Über eine flache Sandebene und ein Geröllfeld erreicht man den Grat (=Arista) de Castillo. Dem breiten Grat folgt man nun, bis man das Campamento Arista auf 5300 m erreicht. Das High Camp besteht aus 4 fixen Kuppelzelten – 3 Schlafzelten und einem Kochzelt und einem luftigen Klohäuschen. Die Schlafzelte haben Matratzen und Kissen, nur den Schlafsack muss man selber mitbringen. Die Übernachtung beinhaltet Abendessen, «Frühstück» und Brunch nach der Rückkehr vom Gipfel.

Chimborazo Cumbre Máxima (950 Hm, 6 h)
Je nachdem, wie viel Zeit der Bergführer gedenkt mit dem Kunden zu brauchen steht man um 11 Uhr oder 12 Uhr auf und bricht ca. eine Stunde später auf. Meistens startet man gleich vom Camp weg mit Steigeisen und Pickel. Zunächst folgt eine durchaus ausgesetzte Querung unterhalb der Felswand von El Castillo, teils auf Schnee, teils in feinem Schutt. Nach dem Ende der Felswand erreicht man über einen roterdigen Rücken eine einfache, aber bröslige Kletterstelle. Bald darüber (jedes Jahr weiter oben) beginnt der Gletscher, im Moment auf ca. 5600 m. Dieser ist durchschnittlich 35° steil, ca. 100 Hm nach Gletscherbeginn sogar kurzzeitig 40°. Die folgenden 600 Höhenmeter Aufstieg zum Pico Veintimilla verlaufen recht monoton. Vom Veintimilla steigt man wenige Höhenmeter ab und quert eine flache Ebene. Dann geht es nochmal 60 Höhenmeter zum Hauptgipfel hinauf. Nun heisst es warten auf den Sonnenaufgang…  
Die Bilder entstanden beim Abstieg.

Abstieg zum Refugio Carell (1450 Hm, ca. 4 h)  
Nach dem Sonnenaufgang und ein paar Gipfelfotos geht es bald wieder an den Abstieg, bei der Kälte hält man es nicht lange aus.;)  Der kurze Gegenanstieg zum Veintimilla zehrt nochmal an den Reserven. Besonders im Sommer erfordert der Abstieg auf dem harten Eis vorsichtiges Gehen. Der Abschnitt unter dem Castillo sollte zügig absolviert werden, da hier Steinschlag droht. Nach ca. 3 h Abstieg erwartet einen bei der Rückkehr ins Camp ein leckeres zweites Frühstück. So gestärkt gelingt der Abstieg zum Refugio Carell in weniger als einer Stunde.