Bergfexin

Carihuairazo

mountaineering

WS II

5018 m

10 km

700 Hm

7 h

Holztafel Carihuairazo

Der Carihuairazo ist lange kein so begehrtes Gipfelziel wie sein prominenter Nachbar, landschaftlich ist der kleine Bruder des Chimborazo aber reizvoller. Der 5018 m hohe Berg liegt eingebettet in eine tundrenartige Landschaft mit vielen kleinen Seen und grossen Polsterpflanzen. Im Gebiet können zudem freilebende Vicuñas beobachtet werden, die wie Lamas und Alpakas zu den Neuweltkamelen gehören. Unumstrittenes Highlight ist aber der Ausblick auf die gegenüberliegende mächtige Eiskappe des Chimborazo, der die gesamte Tour begleitet. Damit die kontrastreichen Farben zur Geltung kommen, empfiehlt sich ein Start mit Einsetzen der Dämmerung und nicht nachts, wie es viele geführte Touren handhaben, sonst ist man zurück, bevor die Sonne die Blau- und Grüntöne der Seen zum Leben erweckt. Nicht nur die Landschaft ist vielfältig, auch die Route ist abwechslungsreich: Nach einer einfachen Wanderung durch idyllische Landschaft gibt es eine mässig steile Firnpassage und zum Abschluss eine abenteuerliche (Eis)Kletterei zu meistern. Der Gletscherschwund ist am Carihuairazo besonders drastisch: Der in vielen Karten noch eingezeichnete Gletscher ist vollständig verschwunden, ein ganzjährig vorhandenes Firnfeld erweckt nur noch den Anschein einer Vergletscherung. Viele geführte Gruppen besteigen nur den leichten südlichen Vorgipfel. Der etwas höhere Hautgipfel erfordert Kletterkönnen im II. Schwierigkeitsgrad bzw. bei Vereisung sogar leichtes Eisklettern. Der allerhöchste Punkt, die noch 2 Meter höhere Gipfelnadel, wird kaum bestiegen, da dafür Kletterei im VI. Grad notwendig ist und sie obendrein als absturzgefährdet gilt. Egal welchen Punkt man erreicht, der Ausblick auf die Vulkane Cotopaxi, Sangay, Tungurahua, El Altar und natürlich den Chimborazo ist überwältigend!

Wanderweg zur Laguna Congelada 
Von der Holztafel, die den Beginn des Wegs markiert, überquert man eine sumpfige Wiese und folgt dann dem Weg durch Polylepis Bäume. Mit wenig Höhenmetergewinn erreicht man die Laguna Yaha Urco, von der aus man einen schönen Ausblick zum Chimborazo hat. Wenige Meter oberhalb erreicht man den Sattel «Polvo blanco». Von dort führt der Weg durch reizvolle Polsterpflanzen unterhalb einer Felswand zur Moräne des ehemaligen Carihuairazo Gletschers hinüber. Nachdem man den Geröllwall überquert hat, wechselt die grüne Páramo-Landschaft zu einer tundrenartigen Hochebene. Hier lassen sich mit Glück Vicuñas beobachten. Nach dem Abzweig zur Laguna Congelada, ein beliebtes Wanderziel, endete der gute Wanderweg in einem Geröllfeld, das bis vor wenigen Jahren noch mit einem Gletscher bedeckt war.

Über Geröll, Firn und Felsen zum Gipfel 
Man quert das Geröllfeld in südwestlicher Richtung und steigt über eine Geröllschulter zum Firnfeld auf. Hier sollte man Steigeisen anlegen und den Pickel zur Hand nehmen. Spalten gibt es zwar keine mehr, aber nach oben hin wird es ordentlich steil. Der Felsriegel unterhalb des Gipfels wird durch eine bröslige Rinne überwunden und man gelangt auf ein Geröll- oder Schneefeld unterhalb des Gipfelaufbaus. Nun gibt es zwei Möglichkeiten:
1) Man quert nach rechts und erreicht über eine Felsschulter leicht den südlichen Vorgipfel. Entweder man begnügt sich damit oder klettert / seilt in den Spalt vor dem Hauptgipfel ab.
2) Man erklettert den Spalt zwischen Vor- und Hauptgipfel direkt durch einen gut gestuften Kamin (II). In der Scharte befindet sich ein Stand.
Über plattige Felsen oder Ventisqueros erklettert man den Felskopf, wo sich ein Bandschlingenstand befindet. Eine Zwischensicherung muss selbst angebracht werden. Falls sich am Felskopf Ventisqueros befinden, sind zwei Eisgeräte hilfreich. Nach dem Stand folgt ein kurzer einfacher Grat bis zum höchsten begehbaren Punkt.
Für den Rückweg seilt man zweimal ab: Einmal vom Bandschlingenstand am Ende des Grates zum Stand im Spalt und einmal von dort durch den Kamin. Dann kehrt man auf dem Hinweg zurück.