Bergfexin

Barre des Écrins

mountaineering

ZS- II (III)

4102 m

24 km

2450 Hm

2 Tage

Pré de Madame Carle

Refuge des Écrins 

Die Barre des Écrins ist der südlichste und westlichste 4000er der Alpen, zudem der einzige französische 4000er ausserhalb des Mont Blanc Massivs. Mit seiner stark vergletscherten Nordflanke sticht die Barre nicht nur aus der Umgebung heraus, bei guter Fernsicht leuchtet der Gletscher bis ins Wallis hinüber. Es verwundert nicht, dass dieser dominante Berg ein begehrter Gipfel für alle 4000er Sammler ist. Der Normalweg führt vom Refuge des Écrins über die stark vergletscherte Nordwand und den Nordwestgrat. Die Tour wird aufgrund der geringen Schwierigkeitsbewertung PD+ oft unterschätzt, dazu muss man wissen, dass die Bewertungsskala in Frankreich nicht ganz mit der in den deutschsprachigen Alpen gleichgesetzt werden kann: Ein PD in Frankreich kann bereits Kletterei im III. Grad und über 40° steiles Eis haben. Man sollte für die Besteigung der Barre des Écrins Hochtourenerfahrung bis ZS in den Ostalpen mitbringen, damit man sich wohlfühlt. Die Kletterei am Grat übersteigt zwar den II. Grad UIAA nicht, ist aber durchgehend ausgesetzt. Es gibt keine Bohrhaken am Grat, man muss sich mit Schlingen oder Friends absichern. Lediglich an der Brèche Lory ist eine Abseilstelle eingerichtet. Der Gletscherzustand ist im Juli besser, dann ist allerdings der Grat meist schneebedeckt und muss mit Steigeisen geklettert werden. Wer sich den Herausforderungen gewachsen fühlt, der kann sich auf einen spannenden Tag in der wilden Dauphiné freuen!

Tag 1: Pré de Madame Carle – Refuge des Écrins (1300 Hm, L, ca. 4 h) 
Bereits der Zustieg zum Refuge des Écrins ist «alpin» und mit 1300 Höhenmetern kein Spaziergang. Vom grossen Parkplatz am Refuge du Pré de Madame Carle geht es auf dem gut ausgebautem und stets gut frequentiertem Wanderweg zum Refuge du Glacier Blanc hinauf. Der Weiterweg zum Refuge des Écrins ist nur mit Steinmännchen markiert. Über Gletscherschliffplatten und Altschneefelder geht es zum Fuss des Glacier Blanc, der Übergang auf den Gletscher ist unschwierig. Dem Gletscher folgt man nun auf der rechten Seite zwei Kilometer bis unter das Refuge des Écrins. Achtung, es gibt teils grosse Spalten, anseilen ist sinnvoll! Das Refuge des Écrins zu erreichen erfordert nochmals Anstrengung: Der Pfad zur Hütte ist an einigen Stellen von Geröll verschüttet, die 150 Höhenmeter Aufstieg im losen Moränenschutt kosten Kraft.

Tag 2: Refuge des Écrins – Barre des Écrins (1100 Hm, ZS- II/III, 4-6 h)  Im Schein der Stirnlampen steigen wir von der Hütte auf den Gletscher hinunter, seilen an und laufen uns drei Kilometer auf dem zunächst flachen Glacier Blanc warm. Unter dem Col des Écrins angelangt, wird es anspruchsvoller: Rechts neben dem rechten Felsauge des Gletschers geht es mit ca. 35-40° Hangneigung auf die Nordflanke der Barre des Écrins. Die Route tangiert kurz den Auslaufbereich eines Séracabbruchs, schnell durchqueren! Oberhalb des Felsauges querten man den Hang nach links (SW) und steigt dann durch weniger steile Hänge unter einem weiteren Sérac hindurch. Auf 3900 m gab es eine ca. 2 m hohe fast senkrechte Gletscherstufe zu überwinden (Stand 2024). Der Ausstieg auf den Sattel zwischen Le Dôme und Écrins-Westgrat, die Brèche Lory, kann je nach Jahr problematisch sein. Im Jahr 2024 war die Randspalte geschlossen und nicht übermässig steil (ca. 35°). Bis hierhin ca. 3 Stunden. Wer mag, kann noch einen Abstecher auf den Dôme machen. Der leichteste Einstieg auf den Grat erfolgt «links ums Eck» (II+), der direkte Einstieg ist III+. Man kann sich an der bunten Schlinge der Abseilstellen orientieren. Von der Abseilstelle quert man die Flanke (I aber exponiert), immer den deutlichen Steigeisenkratzspuren auf den Felsen folgend, zum Grat hoch. Einmal am Grat kann man gut das Seil über die Gratzacken legen und so am gleitenden Seil gehen. Die Schlüsselstelle ist ein Gratzahn unter dem Pic Lory, den man am besten von rechts (II) erklettert. Die Stelle kann gut mit einer Köpfelschlingen gesichert werden. Hinter dem Zahn muss man einen Meter in eine nur wenige Zentimeter breite Scharte abklettern. Dahinter klettert man seitig unter dem Grat weiter auf den Pic Lory. Dort gibt es endlich genug Platz, um zu rasten. Der Übergang vom Pic Lory zur Barre des Écrins ist flacher und einfacher, man geht nun direkt auf dem (Schnee)Grat.

Abstieg ins Tal (2250 Hm, 6-8 h)
Für das Abklettern des Grates sollte man genauso viel Zeit einplanen wie für den Aufstieg. Am Ende des Grats seilt man in die Brèche Lory auf den Schneegrat ab, die Abseillänge ist ca. 15 m. Dann geht es auf der gleichen Route zurück. Beim Abstieg bietet sich eine Pause im Refuge du Glacier Blanc an, da für das Refuge des Écrins ein Gegenanstieg in Kauf genommen werden müsste. Der Abstieg beinhaltet noch kleinere Gegenanstiege, die Dauer ist nicht zu unterschätzen.