Bergfexin

Ortler

mountaineering

ZS- III 40°

3905 m

18 km

1700 Hm

2 Tage

Sulden, Langensteinlift

Payer Hütte

Der höchste Berg von Südtirol ist einer dieser Traumberge, die jeder Bergsteiger einmal im Leben bestiegen haben muss. Die Normalroute von der Payer Hütte ist schon nicht so ganz trivial. Es gibt mehrere Eispassagen mit 40° und eine Stelle III zu klettern. Bei guten Konditionen, sprich Grat eis- und schneefrei, Gletscher schneebedeckt, ist die Tour gut machbar. Was in keiner Tourenbeschreibung erwähnt wird, ist wie verdammt brüchig der ganze Berg, überhaupt die ganze Ortlergruppe ist! Der Grat ist durch die vielen Begehungen zum Glück gut geräumt, die Hangtraversen empfand ich mit dem brüchigen Schutt als das heikelste an der ganzen Route. Tipp: Die Tour unbedingt unter der Woche machen, bei gutem Wetter steht man am Wochenende vor den Abseilstellen sonst über eine Stunde im Stau habe ich gehört.

Zustieg Payer Hütte (T3) 
Am schnellsten geht es von der Bergstation Langenstein (Betriebszeit des Sessellifts 8:30 bis 12:20 und 13:30 bis 17 Uhr). Bis zur Tabaretta Hütte führt ein bequemer Wanderweg. Von der Tabaretta Hütte (gerade im Umbau) quert man einen steilen Schutthang und steigt dann in vielen Serpentinen zur Bärenkopfscharte auf. Von dort geht ein mit Drahtseil versicherter, durchaus exponierter Steig zur Payer Hütte. Bereits hier gab es zu Stau durch entgegenkommende Bergsteiger und Wanderer.
Auf der Terrasse mit Ortlerblick kann man die Stunden bis zum Abendessen gut überbrücken. Lobenswert muss erwähnt werden, dass das Personal auf der Payer Hütte für eine derart stark frequentierte Hütte überaus freundlich ist!

Es empfiehlt sich, am Vorabend den ersten Teil des Felsenwegs zu begehen, im Dunkeln mit Stirnlampe kann der abschüssige, rutschige Weg sonst durchaus einschüchternd sein! Ich persönlich fand den brüchigen Weg bis zum Beginn der Kletterei als das unangenehmste an der ganzen Tour.

Ortler (ZS- III) 
Von der Hüttenterrasse über den abschüssigen schmalen Steig bis zu einer Scharte, kurz abklettern und weiter queren bis zu einer «Kreuzung» nach einer Gedenktafel (Steinmann). Wir entscheiden uns beim Hinweg für den oberen Weg: Über eine Felsplatte hochklettern und dann durch eine Rinne mit losen Steinen zu einem gut sichtbaren Weg hinunter. Dem Weglein folgen wir zum Beginn der Kletterei auf den Kopf zwischen Tabarettaspitze und Tschierfeckwandl. Den richtigen Weg erkennt man gut an den abgespeckten Steinen. An einer Stelle ist ein dünnes Drahtseil montiert. Den Kopf überquert man auf einem Schuttpfad und kraxelt kurz auf den Verbindungsgrat zum Tschierfeckwandl ab. Dieses Wandl ist durchgehend mit einer stabilen Kette versichert, wodurch man es zügig erklimmen kann. Über einen schmalen Grat erreicht man dahinter den sogenannten «Weiberschreck», die Stelle III+. Am leichtesten gelangt man zu der Stelle direkt über den Grat und nicht über die Platte mit den Haken darunter. Die III+ ist nur ein Schritt. Dahinter ist der Grat breiter. Am Ende folgt man dem Pfad quer durch einen Geröllhang zu den Trittbügeln, über die man auf den Gletscher absteigt. Der Einstieg ist flach und man kann bequem die Steigeisen montieren. Unter den bedrohlich wirkenden Seracs (man kann nur hoffen, dass die nicht abstürzen, wenn man gerade da ist!) geht es zum sogenannten Bärenloch. Diese bis zu 45° steile Gletscherpassage ist sehr schwierig, wenn es Blankeis hat. Bein uns gab es zum Glück neben den Felsen noch einen schmalen Streifen Schnee, in dem man aufsteigen konnte. Anscheinend ist auch eine Umgehung über die Felsen geplant. Man erreicht das untere Ortlerplateau (das man übrigens sehr gut von der Hütte einsehen kann) etwas oberhalb des Lombardi Biwaks und steigt dann den immer steiler werdenden Hang (bis zu 40° auf 30 Hm) hinauf. In dem Hang wurden schon ein paar Firnanker platziert, die man zum Sichern nutzen könnte. Ab 3600 m flacht der Hang ab und man erreicht das flache Ortlerplatt. Man geht rechts an der markanten Firnwand vorbei und quert darüber zu der Gipfelflosse, die höher wirkt, als sie ist. Am Gipfel gibt es leider nicht viel Platz, zusammen mit den Seilschaften, die vom Hintergrat heraufkamen, gab es einen ziemlichen Stau am Gipfelkreuz. Bis zum Gipfel haben wir 3:45 h gebraucht.

Abstieg: Wie Aufstieg. Anzumerken ist noch, dass man die steile Gletscherpassage am Bärenloch abseilen kann. Es sind zwei Abseilstellen eingerichtet. Ein 50 m Seil reicht gerade so. Auch die IIIer Stelle haben wir abgeseilt, zum Glück erwischten wir gerade ein staufreies Fenster, ansonsten kann man dort bis zu einer Stunde anstehen, habe ich gehört… Beim Rückweg entdeckten wir noch eine andere Variante in der Umgehung der Tabarettaspitze, die etwas weiter unten verläuft und die brüchige Rinne vermeidet. Die Rinne geht vermutlich aber schneller. Mit kleineren Wartezeiten haben wir für den Abstieg 3:30 h gebraucht. Nicht zu unterschätzen ist der Rückweg von der Payer Hütte zur Bergstation Langenstein (Gegenanstieg), wenn man zu lange auf der Terrasse sitzt, verpasst man die letzte Seilbahn 😉