Fast auf die Les Agneaux
Ausgangspunkt für die Besteigung des Les Agneaux ist das Refuge du Glacier Blanc. Der Zustieg zum Refuge dauert ca. 2 Stunden (T3, 670 Hm, 5 km). Von der Hütte folgt man den Steinmännchen und Pfadspuren durch ein altes Moränenvorfeld zum Glacier Jean Gauthier (oder was davon noch übrig ist). Über das hartgefrorene Firnfeld geht es nicht allzu steil oben, bis man an eine Geröllhalde kommt. Über diese leiten wieder Steinmännchen zu einem zweiten, kleinen Firnfeld. Über eine Felsrampe kletternd, oder diese in einem Rechtsbogen umgehend, gelangt man auf ein Felsband, das zum Col du Monêtier führt. Nun folgt die erste Schlüsselstelle der Tour: Man muss durch eine steile, erodierte Rinne auf den Glacier du Monêtier absteigen. An dieser Stelle bräuchte es ganz dringend ein Fixseil, da man nirgends selbst sichern kann!
Der Weg über den Glacier du Monêtier war unproblematisch: Es gab keine Spalten und allzu steil war der Gletscher (anfangs) auch nicht. Aber: Kurz bevor man die Felswand erreicht, über die man zum Col Tuckett klettert, steilt sich der Gletscher auf, bis er oben ca. 45° erreicht. Um zum Col Tuckett zu gelangen, hat man zwei Möglichkeiten: Über eine Rinne, in der ein paar alte Fixseile hängen, laut Hüttenwart Kletterei zwischen III und IV. Oder die einfachere Variante über ein Felsband rechts von der Rinne, II-III. Natürlich wollten wir die einfachere Variante nehmen. Dummerweise hatten wir den Einstieg verpasst, weil wir bis zum Ende des Gletschers aufgestiegen waren, sodass der erste Stand mit Bandschlinge dann ca. 10 Meter unter uns war. Anfangs ist die Kletterei nur im zweiten Grad, aber der Fels ist schlecht. Alles, was man anfasst, bröselt dahin. Der obere Teil ist dann mehr plattig und III+. Sicherungsmöglichkeiten gab es nur etwa alle 20 Meter (2 Bandschlingenstände, 1x verlassenes Material, 1 Haken im plattigen Teil). Zwischensichern mit Friends war aufgrund des schlechten Felsens fast nirgends möglich. Man gelangt schliesslich etwas nördlich des Col Tuckett auf den Grat zwischen Pic Tuckett und Gipfel, wo sich ein weiterer Bandschlingen-Stand befindet. Der Grat war ziemlich luftig und die Steine sahen nicht gerade zuverlässig aus. Obwohl es nur noch knapp 150 Höhenmeter zum Gipfel waren, entschieden wir uns hier aufzugeben, da wir schon weit über der Normalzeit lagen. Vermutlich hätte die Kraxelei zum Gipfel mit Sichern noch eine Stunde gedauert.
Über den luftigen Grat stiegen wir zum Col Tuckett ab, wo über der Rinne eine Abseilstelle eingerichtet ist. Die Abseilstrecke beträgt 2 x 60 Meter, ein Zwischenstand ist eingerichtet. Nicht so ganz erschloss sich mir der Sinn der von der linken Wand herabbaumelnden Fixseile. Es gab auch ein paar Haken, die waren aber so hoch platziert, dass sie nur Sinn machen, wenn ein paar Meter Schnee liegen. Vermutlich war die Jahreszeit für diese Tour nicht gerade ideal.