Longs Peak
Der Longs Peak wird seinem Namen gerecht: Die Tour auf den höchsten Gipfel des Rocky Mountain Nationalparks ist mit einer Strecke von 25 km und 1700 Höhenmetern eine echte Herausforderung. Besonders die letzten 300 Höhenmeter sind anspruchsvoll: Ausgesetzte Querungen und Kletterpassagen bis in den II. Schwierigkeitsgrat erfordern auch auf über 4000 Meter Höhe höchste Konzentration. Trotz der Länge und Schwierigkeit ist dieser «14er» ein begehrtes Ziel für Gipfelsammler in den USA. Alleine wird man selten unterwegs sein, obwohl viele Aspiranten am Keyhole die Segel streichen. Im Sommer wird die Tour meist nachts gestartet, um den Gewittern, die ab Mittag aufziehen, zu entgehen. Für die gesamte Tour sollte man 10-12 Stunden einplanen und auf jeden Fall ausreichend akklimatisiert sein.
Der Standardweg nennt sich Keyhole Route, weil er über einen Pass mit schlüssellochartiger Felsformation führt. Der Fels der Keyhole Route ist für die Rocky Mountain erfreulich fest. Eine etwas kürzere, aber gleich schwierige Alternative ist die Loft Route über den Chasm Lake. Diese Route weist mehr Geröllpassagen auf und ist weniger gut markiert. Beide Routen lassen sich zu einer Rundtour kombinieren. Einige Bergsteiger ziehen es vor, über die Route «cables» in der Nordflanke abzuseilen, eine schnellere Variante als der Rückweg über das Keyhole.
Start der Tour ist die Longs Peak Ranger Station. Ein gut ausgebauter Weg führt durch sämtliche Vegetationsstufen: Laubwald, Nadelwald, Strauchzone, alpine Tundra, Fels. Dort, wo der Weg das sogenannte Boulder Field erreicht, ist es vorbei mit dem guten Weg. Nun muss man sich selbst seinen Weg zum Keyhole genannten Pass über grosse Felsblöcke suchen. Ab dem Keyhole wird es anspruchsvoller, einige streichen angesichts der bevorstehenden etwas ausgesetzten Querung der «Ledges» die Segel. Die bunten «Augen» leiten einen gut im Auf- und Ab durch die Westflanke an den Fuss des «Trough», ein steiler breiter Kanal, in dem sich oft hartnäckig Schnee hält. Wenn man den Markierungen folgt, bewegt man sich immer zwischen grösseren Felsen und man hat nicht das Gefühl, dass es so ausgesetzt und steil ist, wie es von unten aussieht. Der Ausstieg aus dem Trough stellt die klettertechnische Schlüsselstelle dar. Darüber folgt eine weitere Querung, «Narrows» genannt, in der Südflanke. Die zu querenden Felsbänder sind etwas schmaler als die der «Ledges», der Tiefblick hält sich aber in Grenzen. Die Querung mündet in eine steile Plattenwand, die auf den Gipfel leitet, daher wird sie «Homestretch» (Zielgerade) genannt. Der Grip der Platten ist gut, aber man muss ein bisschen hin- und herqueren, um sehr steile Abschnitte zu vermeiden. Die Markierungen auf den Platten sind leider schon etwas verblasst. Nach 5-6 Stunden ist in der Regel das weitläufige Gipfelplateau erreicht.
Wichtig für den Abstieg ist, dass man sich den Übergang von der Plattenwand auf die «Narrows» genau merkt. Von den «Ledges» zum Keyhole gibt es noch ein paar Meter Gegenanstieg, ab dem Keyhole geht es dank des guten Wegs zum Glück sehr effizient abwärts, für den Abstieg kann man ca. 4-5 Stunden rechnen.